Saturday, May 20, 2017

Meine Rede / My Speech

As I wrote recently, my hometown Sheboygan, Wisconsin and the city of Esslingen, Germany are celebrating this year their 50th anniversary of city partnership. Since 1967 the two towns have been sister cities, and the high school exchange program started in 1970. The current mayor of Sheboygan, Mike Vandersteen, recently wrote an article for the Sheboygan Press about the beginnings of this city partnership. A delegation from Sheboygan came to Esslingen this week (roughly 30 people), and a full program was arranged for them including some tours, a day trip, and an afternoon with Esslingen's Feuerwehr (Volunteer Fire Department).

I was asked several months ago if I would be willing to give a speech on the occasion of the celebration, which was held last night in Esslingen. I agreed and spent the time since then writing, discarding drafts, rewriting, and editing. The last changes were made on the train ride to Esslingen yesterday.

I thought it would be ok to put my speech on my blog, since quite a few people came up to me afterward and said they enjoyed it. It was more personal than the other two speeches of the evening (the Oberbürgermeister of Esslingen and the mayor of Sheboygan spoke first), so perhaps it struck people differently. I delivered the speech in German, but a written English translation was provided for those in the crowd who didn't speak German.

Here is my speech (if you're interested in the English translation, let me know).


My Denglish Life, Thanks to the Sheboygan-Esslingen Austausch

Guten Abend Herr Doktor Zieger, Mayor Mike Vandersteen, liebe Gäste aus Sheboygan und Esslingen, meine Damen und Herren, Mom und Dad... Vielen Dank für diese Gelegenheit, über den Sheboygan-Esslingen Austausch und Städtepartnerschaft zu sprechen. Außer Mutter zu werden hatte nichts mein Leben so stark beeinflusst wie dieser Austausch. Für die Gäste, die mich nicht kennen, ich bin B.K.H., ich komme aus Sheboygan, und ich habe 1986 an dem Austausch teilgenommen. Ich wohne seit fast fünf Jahren in Deutschland. Heute ist besonders schön für mich, denn alle meine Eltern sind hier: meine echten Eltern aus Sheboygan, A. und J.K., meine Gastmutter, A.G., und meine Schwiegermutter, P.H. Ohne sie würde ich heute nicht hier stehen.

Mein Aufenthalt in Esslingen war unglaublich wunderbar, mit Höhen und Tiefen. Meine Gastfamilie hat mir viel von Deutschland, Österreich und der Schweiz gezeigt, und ich habe viel über mich selbst gelernt. Die Welt sah damals ganz anders aus - stellen Sie sich vor: keine Internet, keine E-Mail, keine Handys, kein Skype oder Facebook und keine digitale Kameras. Ich habe meiner Familie und Freunden in Sheboygan Briefe und Postkarten geschickt - und bekam 14 Tage später eine Antwort. Ah...those were the days!

Meine Beziehung zu meiner Gastfamilie war nicht immer problemlos - genau wie bei einer echten Familie. Meine Gastschwester und ich waren nicht immer die besten Freunde. Seitdem sind wir aber eng befreundet. Übrigens, sie hat einen Amerikaner geheiratet und wohnt seit 22 Jahren mit ihren Kindern in Madison, die Hauptstadt von Wisconsin - 180km von  Sheboygan entfernt!

Ich hatte ein Tagebuch, in dem ich fast jeden Tag geschrieben hatte, und ich habe es immer noch. Deswegen weiß ich, dass ich meinen Mann, M, am 23. April '86 zum ersten Mal getroffen habe - im Palmscher Bau [ein Restaurant in Esslingen]! Er war mit seiner Mutter zum Schülertreffen mitgekommen und freute sich eigentlich nur auf sein Eis. Damals hatten wir keine Ahnung, dass wir für einander bestimmt waren, und 2006 auf einer Insel in Schottland heiraten würden.

Als ich nach dem Austausch nach Hause geflogen bin wusste ich, dass ich zurückkommen musste. Khalil Gibran hat genau das geschrieben, was in meinem Herzen war: "Wie soll ich in Frieden und ohne Trauer gehen? Zu viel von meinem Geist habe ich in diesen Straßen verströmt. Nicht ohne Wunde im Geist werde ich diese Stadt verlassen...Es ist kein Gewand, das ich heute ablege, sondern eine Haut, die ich mir mit eigenen Händen abreiße."

Nach dem Austausch lernte ich weiter Deutsch, und Deutsch war auch mein Nebenfach an der Uni. Ich unterrichtete in Wisconsin 16 Jahre Deutsch und Englisch, und in diesen Jahren war ich 20 Mal in Esslingen zu Besuch - manchmal mit meinen Kindern oder Eltern, manchmal alleine, manchmal mit Schülern. Jedes Mal wenn jemand mich nach Esslingen gefahren hat, war es wie im Film: Der Blick auf Esslingen und die Burg wenn man von Festo runterfährt wurde und wird nie langweilig.

Seit 2012 wohne ich mit M in Horb am Neckar. Obwohl das keine schwierige Umstellung für mich war, musste ich doch einiges lernen. Das Leben in Deutschland ist nicht wie das Leben in Wisconsin. Was müssen wir Ausländer und Austauschschüler lernen, um gut und komfortabel im Schwabenland zu leben?
  • Mülltrennung: Biomüll, Restmüll, Altpapier, Glas-Recycling und Pfand
  • Kehrwoche
  • Fasnet
  • Mittagsruhe, Sonntagsruhe, Nachtruhe, und stille Feiertage
  • täglich Lüften
  • Warte, wenn das Ampelmännchen rot ist!
  • Sei pünktlich!
Ich habe mir den Namen "Nei'gschmeckte" wahrscheinlich noch nicht verdient, aber das ist nun alles völlig normal für mich, und ich habe mehr Schwierigkeiten, wenn ich wieder in Sheboygan bin! Werfe ich wirklich Batterien in den Mülleimer?? Es gibt keine Zugverbindung zwischen Sheboygan und Milwaukee?? Und Heiligsblechle, fahren die aber langsam!!


Letzes Jahr habe ich angefangen, Integrationskurse zu unterrichten. Als Ausländerin helfe ich nun anderen Ausländern und Flüchtlingen Deutsch zu lernen und deutsche Politik und Geschichte zu verstehen. Seit zwei Jahren komme ich im Februar für zwei Wochen nach Esslingen, um bei den Austauschschülern aus Sheboygan Deutschunterricht zu geben. Alles, was ich in meinem Berufsleben gemacht hatte, hat mich auf das vorbereitet, was ich jetzt tue. Und das hat alles mit diesem Austausch zwischen Sheboygan und Esslingen angefangen.

Meine Vorfahren sind 1853 aus einem kleinen Dorf bei Pforzheim nach Sheboygan ausgewandert. Sie waren Immigranten in einem fremden Land, so wie ich jetzt. Vielleicht deswegen hatte ich das Gefühl schon vor 31 Jahren, dass ich nach Esslingen gehöre. Das ist eine Familiengeschichte, die vor 164 Jahren begonnen hat - und für mich persönlich mit diesem Austausch. hier schließt sich der Kreis, und ich bin zurück zu meinen Wurzeln gekommen. Das war nur durch diese Sheboygan-Esslingen Städtpartnerschaft und Austausch möglich gewesen.

Aus tiefstem Herzen sage ich vielen, vielen Dank!
*****

I was so blinking nervous - there were a lot of people there, and a lot of people I knew! But I made it through and am glad I didn't chicken out.


2 comments:

  1. That is an absolutely lovely speech and the part about the separation of the trash is so funny, and true! My city sends an annual trash booklet that is about fifty pages long and I read it cover to cover when I moved here to figure it out.

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    1. We get a booklet, too. And we have apps on our phones that remind us which garbage is being picked up which days. This is serious business! In our area we can put meat scraps in the Biomüll, but in Esslingen that's a huge no-no! So if you ever move, you'll probably have to learn new rules.

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